Die neue Königin hatte einen wunderbaren Spiegel. Wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie:

        »Spieglein, Spieglein an der Wand,
        wer ist die Schönste im ganzen Land?«

Der Spiegel antwortete:

        »Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land.«

Und die Königin war zufrieden; denn sie wusste, dass der Spiegel die Wahrheit sagte.

Schneewittchen aber wuchs heran und wurde immer schöner, und als es sieben Jahre alt war, war es so schön wie der klare Tag und schöner als selbst die schöne Königin. Als diese einmal wieder ihren Spiegel fragte:

        »Spieglein, Spieglein an der Wand,
        wer ist die Schönste im ganzen Land?«

so antwortete er:

        »Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
        aber Schneewittchen
        ist tausendmal schöner als Ihr.«

Da erschrak die Königin und ward gelb und grün vor Neid. Von Stund an hasste sie das Mädchen. Und wie ein Unkraut wuchsen Neid und Hochmut in ihrem Herzen, so dass sie bald Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. Da rief sie einen Jäger und sprach: »Bring das Kind hinaus in den Wald, ich will's nicht länger vor meinen Augen sehen. Du sollst es töten und mir zum Beweis Lunge und Leber von ihm bringen.«

 

 

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