Der Müller riegelte die Stalltüre hinter sich zu, aber der Wirt guckte durch ein kleines Fensterchen und sah ihm zu, wie er unter dem Esel das Tuch ausbreitete, ›Bricklebrit!‹ rief und das Tier augenblicklich von hinten und von vorne anfing, Gold auszuspeien, dass es ordentlich auf die Erde herabregnete.

»Ei der tausend«, sagte der Wirt, »da sind die Dukaten bald geprägt! So ein Geldbeutel ist nicht übel!« Und als sein Gast sich schlafen gelegt hatte, schlich der Wirt herab in den Stall, führte den Esel weg und band einen andern an seine Stelle.

Den folgenden Morgen in der Frühe zog der Geselle mit dem Esel ab und meinte, er hätte seinen Goldesel bei sich.

Mittags kam er bei seinem Vater an, der sich freute, als er ihn wiedersah, und ihn gerne aufnahm. »Was ist aus dir geworden, mein Sohn?« fragte der Alte. »Ein Müller, lieber Vater«, antwortete er. »Was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?« – »Weiter nichts als einen Esel.« – »Esel gibt's hier genug«, sagte der Vater, »da wäre mir doch eine gute Ziege lieber gewesen.« – »Ja«, antwortete der Sohn, »aber es ist kein gemeiner Esel, sondern ein Goldesel. Lasst nur alle Verwandten herbeirufen, ich mache sie alle zu reichen Leuten.« – »Das lass ich mir gefallen«, sagte der Schneider, »dann brauch ich mich mit der Nadel nicht weiter zu quälen«, sprang selbst fort und rief die Verwandten herbei.

Sobald sie beisammen waren, hieß sie der Müller Platz machen, breitete ein Tuch aus und brachte den Esel in die Stube. »Jetzt gebt acht«, sagte er und rief: »Bricklebrit«, aber es waren keine Goldstücke, was herabfiel, und es zeigte sich, dass das Tier nichts von der Kunst verstand. Da machte der arme Müller ein langes Gesicht, sah, dass er betrogen war, und bat die Verwandten um Verzeihung, die so arm heimgingen, als sie gekommen waren. Es blieb nichts übrig, der Alte musste wieder nach der Nadel greifen und der Junge sich bei einem Müller verdingen.

 

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